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esch-Scherîf.JERUSALEM. 3. Route. 175 eine. Die Treppen endigen in eleganten Arcaden (arabisch mawâ-
sîn
, Waagen, weil darin beim jüngsten Gericht die Wagschalen
aufgehangen werden sollen), welche die Schönheit der Perspective
wesentlich erhöhen; diese Arcaden sind dem alten Tempelvorhof
nachgebildet, insofern sie gewissermassen bereits den Eintritt in
das Heiligthum bezeichnen. Diese mit schönen Steinplatten be-
deckte
obere Plattform darf daher bereits nicht mehr mit beschuhten
Füssen betreten werden. Hier überblicken wir die ganze Anlage des
Harâm. Ausser den grossen Gebäuden finden wir eine Menge klei-
nere
auf der weiten Fläche zerstreut; der Boden ist braunroth und
nur im Frühling nach dem Regen grün, jedoch mit vielen Bäumen,
besonders Cypressen, unregelmässig bepflanzt.

Die Kubbet es-Sachrâ ist ein grosses stattliches Octogon. Die
8 Seiten haben jede eine Länge von 20,4m und sind nach aussen
bis auf den Sockel mit Fayence-Platten belegt, von hier an abwärts
aber mit Marmorplatten. Früher war das ganze Gebäude in letz-
terer
Art verziert; die Porcellankacheln sind erst von Solimân dem
Prächtigen
angefügt worden (im Jahre 1561). Durch Zusammen-
stellung
dieser Fayence-Platten, die nach persischer Art (kâschâni)
gefertigt sind, hat man sehr schöne Wirkungen erzielt, besonders
durch den matten Glanz des Blau gegenüber dem Weiss und die
grünen und weissen Quadrate an den Kanten. Sehr schön sind
auch die grossen Inschriften, welche in verschlungenen Zügen wie
ein Fries ringsumlaufen. Es sind Sprüche aus dem Korân; jede
Kachel musste besonders beschrieben und gebrannt werden. Auf
jeder thürlosen Seite des Octogons sind sieben, an den andern
sechs Fenster mit flach gespitztem Bogen angebracht, wovon jedes-
mal
die beiden äusseren vermauert sind. Da die Bekleidung der
Aussenmauer an der Westseite sehr gelitten, hat man angefangen,
sie ganz herunterzunehmen, um sie durch eine neue zu ersetzen.
Hierbei sind alte Rundbogen zum Vorschein gekommen.

Es ist wohl unzweifelhaft, dass die ganze Disposition des Ge-
bäudes
byzantinisch ist. Sepp findet darin eine alte christliche
Kirche Justinian’s, eine zweite Hagia Sofia; aber wir sind durch
seine Beweisführung nicht überzeugt worden. Der polygonale Bau
oder der Rundbau findet sich schon in S. Stefano rotondo in Rom
am Ende des 5. Jahrhunderts. Aber die vor uns liegende Moschee
unterscheidet sich dennoch wesentlich, da der Bau keine Apsis
zu haben brauchte, sondern sich nach dem in der Mitte befindlichen
heiligen Felsen richten musste, wie die Grabeskirche nach dem
Christusgrabe; der Unterschied ist nur der, dass wir hier ein Poly-
gon
, bei letzterer eine Rotunde haben. Die Grabeskirche kann den-
noch
als Vorbild der Moschee gelten. Alles Hauptsächliche datirt
noch von ʿAbd el-Melik (S. 172). Die Bausteine sind, wie man auf
der Westseite beobachten kann, klein, unregelmässig und nicht
besonders gut gefügt. Die Fenster waren ursprünglich Rundbogen,
ihre jetzige Form haben sie erst im 16. Jahrhundert erhalten.